Kein Ende in Sicht: Kosten der Schulsanierung steigen
Bericht aus der Sitzung des Schul-, Sport-, Jugendförderungs- u. Sozialausschuss vom 21.1.19
Die Mittelschule in Bad Abbach muss generalüberholt und gemäß den Erfordernissen aktueller Pädagogik, Forderungen des Kultusministeriums und verstärkter Sicherheitsanforderungen umgebaut werden.
Die Planer stellten dem Ausschuss den Plan der Bauzeit und die derzeit zu erwartenden Kosten des Bauabschnittes 1 vor. Voraussichtlich ist der Baubeginn im März 2019. Der Neubau wird die Mensa, sowie Räume für die Nutzung durch Grund- und Mittelschule beherbergen. Eine neue ökologische Heizung für Hackschnitzel für beide Schulen ist ebenfalls geplant.
Das Gebäude soll, wenn alles nach Plan geht, zum Schuljahr 2020/2021 zur Verfügung stehen.
Einen Grund zur Sorge bereiten die Kosten: wie bei vielen öffentlichen Gebäuden explodieren sie förmlich. Die ersten Kostenschätzungen bewegten sich bei 15 Millionen Euro. Die ersten Kostenberechnungen lagen dann schon bei über 19 Millionen. Die nun in der Sitzung vorgestellten Kosten liegen bei einigen Gewerken jetzt bis zu 30% über den berechneten Kosten.
Im Bereich der Bildung werden in Bayern durchaus sinnvolle Forderungen an die Ausstattung für Schulen gestellt.
Unbestritten ist, dass die geänderte Lebenssituation der Familien verstärkte Ganztagsbetreuung erfordert. Dafür sind Küche, Mensa und Räume für die Betreuung nach dem Unterricht nötig. Die Zuschüsse für diese Einrichtungen betragen dann aber nur 50 oder 60% der „anrechenbaren“ Kosten.
Wir brauchen den Digitalpakt jetzt
Der Markt Bad Abbach ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig der derzeit debattierte Digitalpakt zwischen Bund und Länder für die Kommunen ist, um ihren Aufgaben im Bildungsbereich gerecht werden zu können.
Viele Akteure, allen voran Industrie und die CSU-Staatssekretärin für Digitales im Bund, fordern ein digitales Klassenzimmer und dies am besten schon in der Grundschule. Die finanzielle Ausstattung der Kommunen als Sachaufwandsträger bleibt dagegen derzeit auf der Strecke. So erfuhr der Schulausschuss, dass Bad Abbach für seine Digitalisierungspläne gerade einmal mit 58.000 Euro rechnen kann. Ein iPad für die Schule wird mit etwa 300 Euro angesetzt und eine digitale Schultafel kostet etwa 10.000. Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Tafeln und Endgeräte für die Schüler damit beschafft werden könnten, wenn alleine für die Mittelschule elf Klassenzimmer geplant sind.
Die ganzen elektrischen Geräte der Schule müssen auch mit Strom und Internet versorgt werden. Alleine die Verlegung der nötigen Zuleitungen in der Mittelschule geht weit über 100.000 Euro hinaus.
Ein Raum, in dem Physik- und Chemieunterricht gehalten werden kann ist in dem ersten Plan vorgesehen. Erstaunlicher Weise haben die Fachplaner nicht beachtet, dass es seit über zwei Jahren ein sog. „Riedenburger Modell“ gibt, das nicht nur (nach längeren Versuchen und vielen Vorplanungen) als das ideale Modell für schulische Räume mit dem oben genannten Zweck gilt, sondern auch den neuesten Anforderungen für den Unterricht in diesen Fächern entspricht. Auch von den geänderten kultusministeriellen Vorschriften haben die Planer nicht vollumfänglich zur Kenntnis genommen. Da es sich also nun wieder leider um eine Planänderung handelt, sind erhöhte Kosten zu erwarten.
Das Gremium war sich einig, dass bei einem Neu- und Umbau alle pädagogischen Anforderungen, so wie sie das Kultusministerium stellt, realisiert werden müssen. Auch die Vorbereitung für die Digitalisierung der Klassenräume (Kabelschächte, zentrale Anschlüsse etc.) sind in einem Rohbau sehr viel kostengünstiger zu realisieren und man sollte Decken und Böden nicht abschließen um sie dann später wieder aufzureißen.
Dennoch sollte die Planer bei pädagogisch nicht relevanten Bauteilen oder Bauausführungen verstärkt die Kosten beachten. Aus dem Gremium kam die Anregung, preisgünstigere Ausführungen gegenüber optisch ansprechender vorzuziehen sind. Nur so ist einer Ausuferung der Kosten zu begegnen.
Digitale Schule braucht auch Administration
Vergessen darf nicht werden, dass es nach der Digitalisierung der beiden Schulen auch der Wartung und Administration Bedarf. Dafür muss mindestens eine zusätzliche Stelle im EDV-Bereich geschafften werden, die der Markt refinanzieren muss.
Günstig aber zweckmäßig
Aufgrund der bereits jetzt immer höher veranschlagten Kosten, sollte nochmals ernsthaft geprüft werden, wo Kosten eingespart werden können. Im Mittelpunkt müssen die Schüler stehen, die vollumfänglich nach dem neuesten Lehrplan unterrichtet werden können.
Überlegungen wären: * Sollte aus Kostengründen nicht besser einfacher Putz auf die Innenwände aufgetragen werden, statt der teure pflegeleichte Superbelag? * Ist die Klinkerfassade so schützenswert, dass sie teuer erneuert oder wiederhergestellt werden soll? Oder wäre eine pflegeleichte kostengünstigere Alternative nicht angebrachter?
Klassenzimmer werden nicht ausreichen
Darüber hinaus mahnte Herr Rektor Bruckmüller an, dass die bisher genehmigten Klassenzimmer der Mittelschule mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen werden, aber die Regierung Niederbayern schaut nicht auf die Geburtsstatistiken und die Erfahrungen mit Zuzügen in Bad Abbach, sondern auf die Zahlen, die zum Stichtag (im laufenden Schuljahr) gemeldet werden. Demnach wird wohl auch ein geplanter Antrag auf ein weiteres Klassenzimmer von der Regierung abgelehnt werden.